Notizen und Gedanken aus meinem „Bautagebuch“
Gleich vorweg, es war eine der großartigsten Aktionen, die ich organisieren durfte. Schon im Vorfeld war eine unglaubliche Hilfsbereitschaft zu spüren. Und gerade für uns Männer, die sich mit inhaltlichen Dingen eher schwerer tun, war das eine willkommene Aufgabe.
3 Tage im 2-Schichtbetrieb, ca. 22 ehrenamtliche Männer – geballte Manpower. Auch die Verpflegungsangebote waren an allen drei Tagen fantastisch. Unser Maschinenführer von Fa. Göbel bedauerte bei dieser hervorragenden Vollverpflegung sehr, dass der Arbeitseinsatz schneller abgeschlossen werden konnte, als zunächst geplant.
Am Montag, den 14. September, bauten wir unser „Bau Camp“ auf – ein einfacher Faltpavillon und eine Biertischgarnitur. Gegen 8.15 Uhr wurde der erste Stamm platziert und von der Ramme in den Boden gerammt. Zum Glück hatte der Regen etwas nachgelassen.
Schnell wurde klar, dass wir schneller vorankommen würden als geplant. Schon in der ersten Stunde war eine ganze Reihe mit 20 Stämmen eingebracht. Beim ersten Mittagessen gegen 12 Uhr waren wir schon bei Reihe 3 angelangt. So folgten bis Mittwoch insgesamt 280 Stämme, etwa 25 m³ Holz mit einer Gesamtlänge von 1 Kilometer und einem Gewicht von ca. 10 Tonnen. Unglaublich – etwa 920 000 Hammerschläge des hydraulischen Hammerkopfes waren nötig, um die Stämme jeweils 65 cm in das Erdreich einzurammen.
Trotz des immensen Lärms, der weit über die Cappelaue hörbar war, kam es zu keinen Klagen der Nachbarschaft. Viele vorbeiziehende Jogger, Hundefreunde und Spaziergänger würdigten unsere Arbeit mit einem erstaunt, fragenden Blick. Was wird das nun werden??
Die ganze Unternehmung stellte sich als wunderbare, wenn auch kräfteraubende Arbeit heraus. Die Teams verstanden sich schnell, auch wortlos, weil der Lärm das normale Reden kaum möglich machte. Aus welcher Glaubensgemeinschaft jeder kam, war Nebensache. Schnell war man beim „Du“ und vieles vereinfachte sich im gemeinsamen Arbeiten. Die einzelnen Arbeitsschritte waren immer dieselben.
Kleines Loch vorbohren, Stamm hertragen und aufstellen, festhalten, bis die Ramme ihn erfasst hatte, grob ausrichten, 20 cm einrammen, nachjustieren, bis zur markierten Höhe versenken, Endkontrolle und ggf. nachdrücken. Fertig.
Beim Anblick der versinkenden Stammspitzen war ich immer wieder an das Wort eines Theologen erinnert, der davon sprach, dass „das Kreuz der tief in die Erde gebohrte Zeigefinger Gottes sei und zugleich die Botschaft Gottes: So sehr habe ich euch lieb.“
Oder nach Joh. 3.16:
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab …“
280 mal nun dieser Zeigefinger Gottes. 1,5 mal für jeden Tag auf der Laga dieses Zeichen der Gottesliebe. Welch eine Botschaft, welch eine Verheißung!
Das Kreuz als Mittelpunkt unseres Glaubens, als Zeichen der Versöhnung mit Gott, ob die Besucher es so für sich erkennen, deuten, glauben können?
Unser Ort der Kirche liegt ostwärts vom ehemaligen Limes der Römer. Also eigentlich im heidnischen Germanenland. Vom Ort her betrachtet also fast so was wie ein Missionsprojekt. (Obwohl die Römer zu dieser Zeit auch noch keine Christen waren! Danke für den Hinweis.)
Dennoch wünsche ich mir, dass unsere Aktionen auch solche Menschen anrühren und einladen, die eigentlich mit dem lieben Gott nichts am Hut haben…. ich bin gespannt.
Ich schließe mit drei Beobachtungen, die mir in diesen drei Tagen aufgefallen sind.
Es war berührend, wie hoch das Engagement und die Zusammenarbeit waren. Keiner musste seinen Stamm alleine tragen, jeder war hilfsbereit und packte mit an. So war das „Kreuz“ mit dem Kreuz selten über strapaziert. Keiner war für sich allein und jeder sah, wo es galt hinzupacken.
Ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Arbeit verbindet oft mehr, als viele Worte.
Durch den starken Lärm gab es oft nur die Zeichensprache. Links, rechts, höher, tiefer … ständig standen wir im Blickkontakt mit Marco, unserem Maschinenführer der Ramme, der unsere Hinweise mit der Maschine punktgenau ausführte. Höchste Präzision und Kommunikation – auch ohne Worte.
Beim Ausrichten der Stämme wurde mir sehr schnell klar: Je weiter ich vom Objekt weg stand, desto einfacher war zu erkennen, ob der Stamm schräg wird oder gerade in die Erde geht. Und sobald einige Stämme standen, hatte man eine sehr hilfreiche vertikale Orientierung über die anderen Stämme. Aber, auf die Entfernung kam es an! Wer zu nah am Stamm stand, tat sich sehr schwer mit der Senkrechten.
Dies ist mir zu einem Bild fürs Leben geworden. Wir sollten viele Dinge mit mehr Abstand betrachten, dann sehen wir viel genauer, was in unserem Leben schief läuft, oder was gut läuft. In ausgewogener Distanz gewinne ich eine andere Perspektive, und viele werden auch unser Kreuzmotiv auf der Landesgartenschau nur dann richtig sehen, wenn sie es von einer gewissen Distanz sehen lernen.
Ich bin gespannt auf „Kreuz + mehr“ …
Hans-Peter Hilligardt
Organisatorischer Leiter der „Stammaktion für die Laga 2016“
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